Wir lieben
große Glasflächen

Mehrere kleine Fenster wurden zu ausgedehnten, großen Glasflächen vereint und Räume wurden komplett neu aufgeteilt. Zuvor gab es eine große Anzahl von engen, dunklen Räumen, da das Haus früher von mehreren Familien bewohnt wurde. Nach der Sanierung gibt es nun nur mehr offene und helle Wohnräume. Die vielen kleinen Zimmer wurden miteinander verschmolzen, die großen Glasflächen sind nach Süden hin ausgerichtet, der Blick aus dem Fenster fällt in den eigenen Garten. 

Früher wurden Fenster als Problematik angesehen, da aufgrund des geringen Dämmwerts der damaligen Bauweise viel Wärme aus dem Wohnraum verloren gehen konnte. Die Bewohner:innen eines Zuhauses hielten sich ohnehin die meiste Zeit des Tages draußen auf. Daher gab es kein Bedürfnis, eine Verbindung vom Innen- zum Außenraum zu schaffen. Fenster wurden, wenn überhaupt, nur ganz klein und an den notwendigsten Stellen eingebaut. Heute ist das jedoch anders: Wir verbringen viel mehr Zeit in Innenräumen. Trotzdem ist es wichtig für uns Menschen, ausreichend Tageslicht zu bekommen. Warum? Fehlt es, wird die Produktion des Glückshormons Serotonin behindert. Dieses beeinflusst unser generelles Wohlbefinden jedoch maßgeblich. Mehr Tageslicht im Wohnraum hat also positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und verbessert unsere Lebensqualität sowie das Wohngefühl. 

Durch den Einbau von großen Glasflächen lassen sich kleine Räume optisch sehr stark vergrößern. Die Außenwelt wird in einen gewissen Rahmen gebracht und direkt ins eigene Zuhause geholt. Glas bringt als Baumaterial Eigenschaften mit, die es unter einer Vielzahl anderer Baumaterialien klar hervorstechen lassen. Es hat die außergewöhnliche Fähigkeit, eine Verbindung zwischen Innen- und Außenräumen zu schaffen. „Das ist besonders wichtig für die Zukunft der Architektur, denn die Wohnungsgrößen verringern sich stetig. In vielen Gebieten nimmt die Bevölkerungsdichte zu, was zu einem Mangel an verfügbarem Bauland führt. Darum ist es notwendig neue Lösungen zu finden, wie die Außenwelt auch im Innenraum untergebracht werden kann”, erzählt Architekt Sebastian Mitterer.  

Große Glasflächen holen nicht nur die Natur sondern auch viel Sonnenlicht in deinen Wohnraum. Dieses erhellt und erwärmt die Räume, wenn die Fenster richtig platziert sind. In der Vorstellung vieler Menschen lassen große Glasflächen ein Zuhause im Sommer unangenehm heiß und im Winter unbehaglich kalt werden. Das ist ein Irrglaube - große Glasflächen wollen nur gezielt eingesetzt werden. Wer kleine Fensteröffnungen zu großen Glasflächen ausdehnt, der kann ihre Vorteile clever nutzen. Dazu muss das Gebäude sowie die Platzierung der Fensterflächen durchdacht geplant werden, vor allem im Hinblick auf Grundstücksgegebenheiten und Himmelsrichtungen. Der Stand der Sonne im Lauf der Jahreszeiten ist wichtig, um solare Energieerträge nutzen zu können und dadurch Heizkosten zu sparen.

Als Beispiel: Bei südseitigen Verglasungen werden im Winter am Morgen die Jalousien geöffnet. Die tiefstehende Sonne heizt die Räume im Laufe des Tages auf, sodass am Abend eine wohlige Wärme im Wohnraum herrscht. Im Sommer hingegen werden die in Richtung Süden ausgerichteten Glasflächen durch außenseitige Sonnenschutz-Lösungen und Auskragungen beschattet. Diese Beschattungsmaßnahmen verhindern, dass die hochstehende Sonne die Innenräume erhitzt. Auch bei großen Glasflächen bleibt es so angenehm kühl im Inneren, ohne zusätzliche Energie für Kühlmaßnahmen wie eine Klimaanlage aufzuwenden. 

Wenn es um den Einbau von großen Glasflächen geht, spielt Privatsphäre eine bedeutende Rolle. Vor allem bei Dunkelheit lassen große Verglasungen Raum für fremde Blicke offen. Unser Tipp: Unerwünschte Einblicke vermeidest du, indem du den notwendigen Sicht- und gleichzeitig Sonnenschutz von Anfang an mitdenkst. Sebastian Mitterer fand für dieses Problem beim Tiroler Holzblockbau eine sehr elegante Lösung: Der Sonnenschutz verschwindet vollends in der Holzfassade des Hauses, in geöffnetem Zustand ist er praktisch unsichtbar. Abends, in geschlossenem Zustand, schützt er allerdings vor neugierigen Blicken.

Vorhänge gibt es in diesem schönen Zuhause nicht, nicht einmal im Schlafzimmer. Dort gäbe es auch gar keinen Platz dafür, denn die große Fixverglasung wird vom Kleiderkasten umrahmt. Direkt anschließend an die Fixverglasung wurde eine Sitzgelegenheit integriert. Hier zeigte sich eine weitere, oft verbreitete Angst: Die Bauherrin hatte Bedenken, dass die Glasscheibe zu kalt für ein gemütliches Sitzen und Anlehnen wäre. In Gesprächen mit dem Architekten konnten diese Sorgen aber aus der Welt geschafft werden. Die Dreifachverglasung verhindert eine unangenehme Kälteabstrahlung des Fensters, auch in den kalten Wintermonaten. Nur so ist es am Fenster auch wirklich einladend und angenehm. Denn was gibt es Schöneres als an einem kalten Wintertag die wärmenden Sonnenstrahlen an einem gemütlichen Fensterplatz zu genießen? Das Fenster mit Sitzgelegenheit ist am Ende zum absoluten Lieblingsplatz der Hausherrin geworden. 

Bei der Integration von großen Glasflächen in einem Sanierungsprojekt bringen Statik und Bauphysik die größten Herausforderungen mit sich. Natürlich sind diese Punkte auch bei Neubauten nicht außer Acht zu lassen. Dennoch handelt es sich bei Sanierungen oft um technisch komplexere und aufwändigere Projekte. Dabei ist viel Fachwissen gefragt, von der Planung bis zur endgültigen Ausführung. Auch die Abwicklung des Einbaus will gut überlegt sein. Architekt Sebastian Mitterer erzählt aus eigener Erfahrung: „Die Positionierung des Hauses spielt dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Wie kann das Fenster montiert werden? Gibt es überhaupt ausreichend Platz für den Kran, mit dem die große Glasscheibe herangehoben wird? Fenster sind spezielle Bauteile, bei denen viele Gewerke auf einem Punkt zusammenkommen." 

Je größer die Glasflächen sind, desto gefragter wird die Expertise. Gerade bei raumhohen, bodentiefen Verglasungen müssen viele Produkte miteinander kombiniert werden: Fenster, Schiebetüren, Ganzglassysteme, Sonnenschutz, Fensterbänke innen und außen, Entwässerungslösungen und viele mehr. Alle Elemente müssen richtig eingebaut, miteinander gekoppelt und abgedichtet werden. Dafür braucht es vor allem Monteure, die Spezialist:innen sind und genau wissen, was sie tun. Bereits kleine Fehler beim Einbau können zu großen Schäden wie Kondenswasser- und Schimmelbildung führen. Ist das Fenster erst einmal fehlerhaft eingebaut, sieht man das aber nicht sofort. Die Probleme treten erst in späterer Folge auf und sind dann nur mit großer Mühe wieder zu beheben. Daher solltest du, sowohl wenn du neu baust als auch bei einer Sanierung, unbedingt professionelle Partner an deiner Seite haben.